Berlin: Die Arbeitgeber halten die Warnstreiks in Unternehmen der westdeutschen Textilindustrie für unangemessen. "Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage haben die Arbeitgeber ein verantwortbares Angebot vorgelegt", so Markus Simon, Verhandlungsführer der Arbeitgeber und Geschäftsführer von Verseidag. "Die Gewerkschaft verdrängt selbst die Prognosen der Bundesregierung", so Simon und weist daraufhin, dass Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier diese Woche die Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes im laufenden Jahr nahezu halbiert hat - von bislang 1,8 auf 1,0 Prozent. Das wäre das kleinste Plus seit 2013. Die Unternehmen der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie können die Vorausschau der Bundesregierung nur bestätigen: Der Gegenwind, vornehmlich aus dem außenwirtschaftlichen Umfeld, nimmt zu.
Mit 3,4 Prozent mehr Lohn und Gehalt und einer Fortführung der Altersteilzeit-Regelungen sind die Arbeitgeber der IG Metall vor diesem Hintergrund einen sehr großen Schritt entgegen gekommen. Die Umsätze in der Branche sind insgesamt rückläufig, besonders betroffen sind Unternehmen der Bekleidungsindustrie, bei einigen geht es um die Existenz. Aber auch die Hersteller von technischen Textilien, die in den vergangenen Jahren das Zugpferd der Branche waren, verzeichnen Umsatzrückgänge. "Es ist deshalb unverständlich, warum die IG Metall die angespannte Situation in unseren Unternehmen zusätzlich durch Warnstreiks belastet; dafür ist die Lage viel zu angespannt", so Simon.
Die Unternehmer sehen mit großer Sorge, was sich derzeit für die Branche zusammenbraut. Über 40 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaftet die Textilindustrie im Export. "Die weltweite Konjunktureintrübung, ungelöste Handelskonflikte, das Brexit-Chaos, Krisen in einigen wichtigen Absatzmärkten sowie gestiegene Rohstoff-Kosten belasten unsere stark vom Export abhängige Branche erheblich. Wir wollen gemeinsam mit der IG Metall einen Tarifvertrag abschließen, der die Leistung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wertschätzt, aber gleichzeitig unsere Wettbewerbsfähigkeit angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen erhält. Auf keinen Fall darf sich der Abschluss negativ auf die Beschäftigung auswirken. Das wäre am Ende auch nicht im Sinne der IG Metall."
Für die dritte Runde der Tarifverhandlungen am 12. Februar in Bielefeld erwarten die Arbeitgeber eine Fortsetzung der bisher vertrauensvollen Gespräche. Am Ende, so Verhandlungsführer Simon, werde es immer darum gehen, dass wir gemeinsam unsere textile Zukunft in Deutschland sichern können.
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